Dorothea Wagnerberger

Kaum Zu Fassen

Interaktive Installation zu
Emissionsvolumen im Alltag

Masterprojekt „Beauty of Data in Space“

Wintersemester 2021/22

Ausstellung auf der Werkschau, Magdeburg, 02.2022

Im Alltag werden fortlaufend Treibhausgas-Emissionen verursacht. Ihre Folgen kündigen sich an, doch die Gase bleiben unsichtbar, die Daten zu Emissionsmengen abstrakt.

Ziel der Installation „Kaum zu Fassen“ ist es, den Emissionsmengen ein fassbares und vergleichbares Volumen zu geben. In zwei Visualisierungen können die Besucher:innen ein Bewusstsein für alltägliche Emissionsmengen entwickeln. Eine Einordnung erfolgt über die Referenzgröße von zwei Tonnen pro Jahr und Person. Dieses Budget müsste bis 2050 erreicht werden, um die Erderwärmung zu begrenzen.

Konzept I

Die umbaubare C02-Skyline (E)Mission Impossible stellt die Emissionen konkreter Beispiele dar. Die Emissionsmengen einzelner Aktionen und Jahresdurchschnitte sind geordnet in die Bereiche Wohnen, Strom, Mobilität, Ernährung und Konsum aufgestellt. Die Verortung im Maßstab einer Stadtlandschaft vermittelt eine Größenvorstellung. Als Referenz und Interaktionsmöglichkeit dient dabei der Rahmen des Zwei-Tonnen-Jahres-Budgets. Der Versuch, die eigenen Emissionen in diesen Rahmen zu setzen, wird scheitern, die Problematik des aktuellen Lebensstils wird deutlich. So passt z.B. ein Flug nach New York gerade noch hinein, eine Ölheizung oder eine fleischlastige Ernährung sprengen den Rahmen.

Konzept II

Da insbesondere der Bereich der Mobilität ein großes und gut beeinflussbares Handlungsfeld darstellt, wird dieser im zweiten Schritt Aufgeblasene Ansprüche näher betrachtet. Die Emissionen der drei Verkehrsmittel Auto, Eisenbahn und Flugzeug werden anhand eines sich aufblasenden Ballons verglichen. Über das Drücken des zugehörigen Knopfes kann eine beliebige Strecke zurückgelegt werden, die mit dem Emissionsvolumen möglich ist. Die Emissionen werden dabei konstant in den Ballon geblasen, ein km-Stand zeigt je nach gewähltem Verkehrsmittel die mögliche Strecke an. Ein Modellraum, der das Ziel-Budget von zwei Tonnen symbolisiert, wird zunehmend ausgefüllt. Als Hilfestellungen werden einige (Urlaubs)strecken angegeben. Eine Legende gibt einen ersten Eindruck, welche Strecken je nach Verkehrsmittel wie viel Raum ausfüllen.

Hintergrund

Die anthropogenen Treibhausgasemissionen sind maßgeblich für die globale Erwärmung verantwortlich. Die verschiedenen Treibhausgase können in CO₂-Äquivalenten zusammengefasst werden. Um die Erderwärmung auf 2°C zu begrenzen, wird international angestrebt, den Treibhausgas-Ausstoß bis 2050 pro Kopf auf unter zwei Tonnen C02-Äquivalent im Jahr zu senken. Davon ist der deutsche Durchschnitt noch weit entfernt: derzeit werden pro Person über elf Tonnen ausgestoßen. Auch wenn der persönliche CO₂-Fußabdruck die Aufmerksamkeit von den massiven Emissionen der Energiewirtschaft und Industrie weg hin zu Einzelpersonen lenkt, ist eine Greifbarkeit der Emissionsmengen wichtig für das Verständnis. Denn die Relationen der Emissionen untereinander und deren Proportion zu dem angestrebten Emissionsbudget bleiben vage, die enormen Emissionsvolumina schwer vorstellbar.

Vorgehen

Ziel der Installation Kaum zu Fassen ist es, den alltäglichen Emissionen ein fassbares und vergleichbares Volumen zu geben. Abstrakte Datenmengen und die klimatischen Auswirkungen menschlichen Handelns sollen verständlich, nachvollziehbar und erfahrbar werden. Durch die Gegenüberstellung und Einordnung verschiedener Aktionen kann der persönliche Lebensstil reflektiert werden und ein Lernprozess angestoßen werden.

Umsetzung

Die ersten Datenvisualisierungen wurden in Processing-Sketches realisiert. Nach intensiver Beschäftigung mit der Erdölindustrie und den zugehörigen Emissionen wurde die Visualisierung der Emissionsmengen zum Hauptziel. Die benötigten Daten wurden aus verschiedenen Quellen gesammelt, auf eine Person bezogen berechnet und in die Größe von Quadern umgewandelt.

Für das Ballonkonzept wurde mit verschiedenen Größen experimentiert: Herkömmliche Ballons reichten nicht aus, um das Emissionsvolumen direkt darzustellen, daher wurde das Konzept im Maßstab 1:20 umgesetzt. Ein 3m-Ballon wurde aufgeblasen, um ein Gefühl für Dimensionen und Raum zu bekommen. Eine elektronische Luftpumpe, gesteuert durch einen Arduino, wird verwendet, um den Ballon aufzublasen, während der Kilometerstand auf einem 7-Segment-Display angezeigt wird.